«Grau»


«Grau. Auf der Suche nach dem verborgenen Schimmer.»
Essay in «Das Farbenbuch»
Stefan Muntwyler, Juraj Lipscher, Hanspeter Schneider
alataverlag, 2022


«Die Farbe Grau scheint eigenschaftslos, fad und reizlos zu sein. Ihr Erlebnisgehalt sei gering. Grau wecke Unmut und werfe einen grausam auf einen selber zurück. Am Beginn meiner Erkundungen anch dem Wesen des Graus steht zunaächst die Bereitschaft, ein Dickicht von negativen Konnotationen zu druchdringen, der Langeweile die Türe ein Stück weit zu öffnen und mich vom Grau etwas einhüllen, ja mich in dessen unbestimmbare Tiefe sinken zu lassen. Eben nicht das Grau mit unterschiedlichen, aufregenden Buntwerten zu vergleichen, sondern gewissermassen im Innern ein und derselben Geschmacksrichtung zu probieren und zwischen den rohen, festen oder undurchsichtigen Eigenschaften des Geschmaks zu unterscheiden. Umso erstaunlicher ist dann die Entdeckung, dass Grau ursprünglich «einen matten Schimmer haben, leuchten» bedeutet. Aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln wird das Grau nun betrachtet - als Farbwert an sich, als sinnlich-räumliches Phänomen und als Stimmungsträger für Poesie.»

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