Niederholz


Schulhaus Niederholz, Riehen (1946-1951)
Fritz Beckmann
Gesamtsanierung und Dachausbau
in Realisierung
Immobilien Basel-Stadt
ffbk Architekten AG, Münchenstein
Farbgestaltung Innenräume Altbau

Fotos: © Nadja Hutter Cerrato


«Fritz Beckmann war ein Vertreter der gemässigten Moderne. Er vertrat die Klarheit der Konzeption und lehnte alles Modische ab. Die Sorgfalt zum Handwerklichen war ihm wichtig und er pflegte das Detail.»


Prolog zum Farbentwurf

Der erste Eindruck der denkmalgeschützten Schulanlage Niederholz in Riehen aus den späten 40-er Jahren kann man heute als nüchtern beschreiben – die Schwere scheint eine sicht- und fühlbare Eigenschaft der Epoche und zeigt sich zunächst in einer reduzierten Farb- und Materialsprache – sie lässt sich zweifelsohne auf die Materialknappheit der Nachkriegsjahre zurückführen. Dieser Spröde gegenüber steht jedoch ein grosser kompositorischer Reichtum, der sich womöglich erst auf den zweiten Blick offenbart. So ist die Bauvolumetrik auf der Strassenseite gekerbt und bildet Orte und Kleinräume aus. Die Fensterdisposition hier ist eine lochartige Öffnung in der Wand – mal als grosse Einzelfenster, mal als Bandfenster oder auch als zu einem Paar zusammengefasste Fensteranordnung. Rückseitig ist die Volumetrik einfach, die Fassadenabwicklung glatt – sie spannt einen Grossraum – den Pausenplatz – auf. Entsprechend sind die Fenster Teil eine übergeordneten, rhythmisierenden Struktur. Auch aus der konstruktiven Ausgestaltung dieser Fenster spricht eine grosse Sorgfalt und Vielfalt: so gibt es innenliegende, stark verschattete Fenster, mittig ins Mauerwerk eingelassene und mit einer Art Schattenrahmung umgebene Fenster wie auch Kastenfenster mit augenfälliger Spenglerarbeit. Der Eindruck entsteht, dass diese Konstruktionen bewusst auf unterschiedliche Licht- und Schattenwirkungen angelegt sind. Verschiedene Hell-Dunkel-Werte in Fassadenelementen zeichnen diese Aspekte einer tektonischen Farbgestaltung nach. So sind ornamentale Elemente wie etwa rautenförmige Vergitterungen von erdbodennahen Fenstern in Metall und rillenartige Pflanzspaliere als äusserste Bauteile in hellster Farbe gestrichen. Überhaupt ist die farbige Erscheinung integraler Bestandteil der Architektur, ja der Konstruktion und tritt vor allem als Materialfarbe in Erscheinung: Etwa als beiger Kalkfarbton im bereits etwas ausgewaschenen Sichtverputz, als kühles Granitgrau in Sockel und Gehwegplatten, als Kalksteinbeige bei Gewänden, als Warmbraun im materialsichtigen Holz bei den Eingangstüren, in blaugrünem Verwitterungsfarbton von Kupfer oder dann in russig-erdigen Rottönen eines stark geflammten Klinkers im Eingangsbereich. Die Wirkung ist haptisch und sie berührt. Andererseits sind auch Farbfarben – das heisst Anstrichsfarben – zu finden. Diese lehnen sich aber an das Spektrum der beschriebenen Materialfarben an, transformieren diese und öffnen den Farbraum: es gibt Jalousien und Verkleidungen in Holz in einem aus dem Kupferblech entspringenden Grünton, ein ins Rosé aufgehelltes Klinkerrot und kalkfarbig gestrichene Abdeckleisten in Metall.

Im Innenraum findet diese architektonische Farbhaltung im Sinne der Kontnuität ihre Fortsetzung. Diese bildet zusammen mit dem Befund die Basis für den Einstieg in den Entwurf, dessen Ziel es ist, diese nach denkmalpflegerischen Kriterien zu sanieren. Das zu entwickelnde Farb-und Materialkonzept soll indes nicht nur die Eigenheiten des Baus würdigen, eine Klärung hinsichtlich später getätigter Eingriffe herbeiführen oder etwa den Schleier der Verwitterung lüften indem die Kontraste und Konturen klärend etwas geschärft werden. Es soll auch das Potential ausloten, wie sich das Heute auf selbstverständliche Art in der Gestaltung manifestieren darf, sodass sie einem zeitgemässen Unterricht dienlich ist.


Präsentation Farbkonzept